Im Gebiet des sogenannten Rheinischen Fächers greifen besondere Lautwandelphänomene, die auch in der Lexik gut dokumentiert werden können. Daraus ergibt sich ein besonderes Interesse der Lexikographie am Wortschatz des westlichen Mitteldeutschlands und der angrenzenden Sprachgebiete: Die Dialektlandschaft im Rheinland, in der Pfalz und im Saar-Lor-Lux-Raum ist eine der dialektlexikographisch am besten dokumentierten Sprachregionen. Mit dem „Rheinischen Wörterbuch“, dem „Pfälzischen Wörterbuch“, dem „Wörterbuch der deutsch-lothringischen Mundarten“, dem „Wörterbuch der elsässischen Mundarten“ und verschiedenen Wörterbüchern zum Luxemburgischen liegen abgeschlossene großlandschaftliche Dialektwörterbücher vor, die sowohl für Dialektologen, Sprach- und Literaturwissenschaftler, Historiker und Volkskundler als auch für jeden an Mundart und Kultur seiner Heimat interessierten Laien eine Fülle an Sprach- und Sachinformationen bieten. Ein Gesamtüberblick über den Wortschatz des westmitteldeutschen Dialektgebiets wird allerdings dadurch erheblich erschwert, dass jedes der Wörterbücher seine eigene Geschichte und Struktur hat und Form und Anordnung der Stichwörter in den einzelnen Nachschlagewerken recht unterschiedlich gestaltet sind. Ein digitaler Verbund der Wörterbücher, in dem die Stichwörter miteinander verknüpft und Verweise zwischen den Werken in Form von Hyperlinks abgebildet werden, ermöglicht erstmals diesen Gesamtüberblick über die Lexik des Raums und legt gleichzeitig den Grundstein für die Realisierung eines „Digitalen Wörterbuchs der regionalen Varietäten des Deutschen“.
Im Rahmen des Projekts wurden die vier Dialektwörterbücher digitalisiert und in vernetzter Form im Internet publiziert. Optimale Ausgangsbasis des Verbunds war das „Pfälzische Wörterbuch“, das jüngste der vier Wörterbücher, das in Teilen zu Beginn des Vorhabens bereits maschinenlesbar vorlag und vor allem überall dort obligatorische Verweise auf die angrenzenden Wörterbücher setzt, wo diese ein korrespondierendes Stichwort anführen. Der Verbund der Dialektwörterbücher wurde dann zusätzlich mit dem „Mittelhochdeutschen Handwörterbuch“ von Matthias Lexer verknüpft. Ebenfalls als Hyperlinks realisiert wurden Verweise auf die Erstausgabe des „Deutschen Wörterbuchs“ der Brüder Grimm, so dass auch der standardsprachliche Zugang zum Dialektwortschatz möglich ist. Durch eine auf der Grundlage des vorhandenen Wörterbuchmaterials durchgeführte Sprachkartierung ergeben sich darüber hinaus Berührungspunkte zur Mundartgeographie. Durch elektronische Kartierungen, die sich auf die in den Wörterbüchern verzeichneten Ortspunkte stützen, kann die Arealität des Wortschatzes deutlicher als zuvor dokumentiert werden. Mit dem Dialektwörterbuchverbund ist auf diese Weise ein innovatives Werkzeug zur Erforschung der deutschen Dialektlandschaft entstanden, das um weitere Nachschlagewerke ergänzt werden kann.
Siehe auch: Wörterbuchnetz